Donnerstag, 1. Juni 2006

Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit Beethoven, Jost und Rimskij-Korsakow in der Mainzer Rheingoldhalle

Das Saxophon gehört ja ohnehin nicht zum Standard-Instrumentarium für orchesterbegleitete Solokonzerte. Und dann kündigten die Meisterkonzerte auch noch eine deutsche Ertaufführung für diese Besetzung an. Grund genug für die sorgenvollen Gesichter skeptischer Konzertbesucher, denen das Abenteuer allerdings mit Beethoven und Rimski-Korsakow schon angenehm verpackt wurde. Doch auch die Begegnung mit dem zunächst Unbekannten hatte so gar nichts Beängstigendes an sich, wie sich rasch heraus stellte. Im Gegenteil: An Lebendigkeit und gut verträglicher musikalischer Struktur stand das Werk den beiden anderen des Abends kaum nach und hob sich zudem durch Prägnanz und Eindeutigkeit hervor.

Der aus Trier stammende Komponist Christian Jost hat das einsätzige „LuxAeterna“ 2003 als Bestandteil seiner „Requiem-Trilogie“ geschrieben. Gemeinsam mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die in der Rheingoldhalle dieses Mal unter der Leitung seines Ersten Gastdirigenten George Pehlivanian stand, brachte es der Saxophonist Arno Bornkamp nun ansprechend zu Gehör. Streckenweise fliest dieses Stück zwar etwas ereignisarm vor sich hin, doch das ist meist nur die Vorbereitung für das Aufeinanderprallen ganz unterschiedlicher Emotionen. Extatische Ausbrüche sind selten, werden auch rasch wieder besänftigt.

Interessant ist das nie ganz eindeutige Verhältnis zwischen Solist und Orchester. Manches mal scheinen beide wenig miteinander zu schaffen zu haben, später verschmilzt das Altsaxophon förmlich mit dem Klangkörper und wird auf einen gleichgeordneten Bestandteil des Tutti reduziert. Zwei von Ferne eingesetzte Hörner vermitteln zudem eine eigentümliche Form der Mehrdimensionalität, in die der Hörer immer wieder eingesogen wird.

Bis auf einige wenige Klappengeräusche am Ende wird dem Solisten übrigens keine Zweckentfremdung seines Instruments zugemutet – auch ein seltenes Erlebnis bei zeitgenössischer Musik. Die Komposition macht ohnehin den Eindruck von stilistischer Gelassenheit und Souveränität – Arno Bornkamp gelang es blendend, diese Eigenarten auch in der Interpretation mit einer hohen künstlerischen Spannung zu verbinden. Sein sehr direkter, strahlender Klang wuchs dabei zeitweise zu einer ganz eigenen Brillanz an.

Neben der eingangs gespielten Leonoren-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven konnte das Orchester insbesondere in der symphonischen Suite „Schéhérazade“ von Nikolaj Rimskij-Korsakow überzeugen. Intensiv zeichneten die Musiker die Szenen nach und ließen dabei viel Raum für die Entwicklung der zahlreichen atmosphärischen Wechsel, die der Komponist hier lautmalerisch vorgibt. Den schwungvollen aber detailgenauen Vorgaben des aus dem Libanon stammenden Dirigenten folgte die Staatsphilharmonie mit großem Vertrauen und war damit gut beraten. Der große Apparat zeigte hier keinerlei Anflug von Behäbigkeit, sondern führte sämtlichen Wandlungen anstandslos aus.

Veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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