Dienstag, 2. Juni 2009

8. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz

Es war kein leichter Konzertabend, den das Philharmonische Staatsorchester Mainz seinen Zuhörern im Großen Haus da angerichtet hatte. Die üppige Sinfonie Nr. 1 in D-Dur von Gustav Mahler, der „Titan“, an dem der Komponist vier Jahre laborierte und den er sieben Jahre nach seiner Uraufführung schließlich im Jahr 1906 noch einmal überarbeitete, füllte den gesamten zweiten Teil aus. Mit seiner Fülle an klanglichen Eindrücken hatte Mahler schon das zeitgenössische Publikum enorm gefordert, Theodor W. Adorno sprach davon, dass die Komposition ihr Programm „verschluckt“ habe. Auch in der Mainzer Interpretation war von inhaltlicher Programmatik kaum etwas zu erkennen, im Gegenteil: Der enorme Kraftakt geriet hier zu einem faszinierenden Beispiel fast absolut musikalischer Gestaltungskraft der Musikerinnen und Musikern, die unter der Leitung von Peter Hirsch einen erstaunlich geschlossenen Eindruck abgaben.

Schon zuvor hatten sich die Instrumentalisten ihren gestalterischen Spürsinn mit zwei ungewöhnlichen Werken des 20. Jahrhunderts bewiesen. Die Anfang der 1950er Jahre entstandenen „Variazioni per Orchestra“ von Luici Dallapiccola bestehen aus elf espressiven Miniaturen, die mal sanft dahingepustet wirken, mal mit allem Zorn heraus geschleudert werden. Das Orchester formulierte die Stücke immer sehr klar verständlich und vermittelte die Musik ohne Umschweife. In seiner Vielseitigkeit wirkt das Werk gleichermaßen überaus unterhaltsam, man folgt ihm ähnlich gebannt wie einer Folge akrobatischer Zirkus-Nummern – immer in der Erwartung einer neuen überraschenden Wendung, die stets auch mit planbarer Sicherheit eintritt. Das Orchester stellte sich dabei jedenfalls bereitwillig und mit seiner gesamten klanglichen Kompetenz für diese Präsentation zur Verfügung.

Luigi Nonos Hommage an den 1943 von den Nazis ermordeten kommunistischen Autoren Julius Fucik (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Blasmusik-Komponisten) aus Tschechien hingegen gerät erwartungsgemäß zerrissen und verstörend. Ein Jahr nach der Komposition im Jahr 1951 trat Nono übrigens selbst der kommunistischen Partei in Italien bei. Die bedrückende Verhör-Situation, die Nono eingefangen hat, gerät zu einer einzigen Anklage aus einzelnen, verloren wirkenden Bläser-Phrasen zu monotonen, lange liegenden Streichertönen. Dazu kommt ein kurzer Dialog, in Mainz von Gregor Trakis und Stefan Walz leider etwas schematisch vorgetragen.

Gekürzt veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz

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