Mittwoch, 8. Juli 2009

Der Bariton Christian Gerhaher und der Pianist Gerold Huber hinterlassen beim Rheingau Musik Festival auf Schloss Johannesberg bleibende Spuren

Gerhaher und Huber pflegen eine der tiefsten musikalischen Männerfreundschaften der Gegenwart. Seit sie vo 21 Jahren Schumanns „Dichterliebe“ gemeinsam erarbeitet haben, sind sie zur Einheit verschmolzen. „Das hat etwas mit Treue zu tun – ähnlich wie in einer Ehe“, hat Gerhaher einmal gesagt. Und während jährlich bis zu 200.000 Ehen geschieden werden, haben sich Gerhaher und Huber wahnsinnig viel zu sagen. Nun haben sie mit Franz Schuberts selten im Kontext aufgeführten „Schwanengesängen“ bleibenden Eindruck hinterlassen. Gerhaher deckt das gesamte emotionale Spektrum ab und wirkt in jedem Lied so authentisch, als habe er sich nur auf diese Zeilen vorbereitet. Über die technischen Fähigkeiten der Musiker braucht kein Wort mehr verloren werden. Was sie ausmacht, ist die Aufrichtigkeit und Begeisterung für die Liedgestaltung als hohe Kunst. Mit großer Ernsthaftigkeit erspüren sie die Essenz der Musik und der Texte und setzen dafür ihr Innerstes ein. Persönlicher kann man diese Lieder kaum vermitteln. Wenn Gerhaher die ersten Zeilen in „Die Stadt“ mehr spricht als singt, oder das Herzenselend in „Der Atlas“ mit Macht aus ihm heraus bricht, wenn Huber die wunderschöne lyrische Begleitung in „Das Fischermädchen“ licht und freundlich gestaltet oder die unendliche Traurigkeit aus „Ihr Bild“ transportiert, bekommt man Schubert in seinem Todesjahr ganz nah gebracht.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse
Fotoquelle: http://ionarts.blogspot.com/2007_12_01_archive.html

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