Montag, 9. Juni 2008

Mit der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi eröffnet das Stadttheater Trier die Antikenfestspiele im römischen Amphitheater Trier

„Wir sind halt nicht Verona“, stellte eine ältere Dame fest, als Generalmusikdirektor István Dénes den Stab sinken ließ und schulterzuckend nach oben zeigte. Doch dem Schreck folgte die Erleichterung. Nach nur zwanzig Minuten Regenpause konnte die Premiere fortgesetzt werden. Es wäre auch zu schade gewesen, auf die noch folgenden, überaus eindrucksvollen Bilder verzichtet haben zu müssen.


Die Bühne kam mit vergleichsweise geringem zusätzlichen Aufwand aus. Zu verdanken hat das Intendant Gerhard Weber, der hier auch Regie führte, der raumgreifenden Installation von HA Schult. 100 seiner „Trash-People“, aus Müll gefertigte lebensgroße menschliche Figuren, standen in Reih und Glied und dienten als Unterschlupf für den Gefangenenchor, als Verdopplung der babylonischen Hundertschaften oder als Refugium für die flüchtenden Fenena.


Ansonsten lebte die Inszenierung im wesentlich von der Lichtarbeit der Beleuchtungsmeister Hans Ortheil und Jürgen Leinen. Sie gaben der Szene mal den Anschein einer düsteren Drohkulisse oder unterbrachen Effektvoll mit Blitz und Donner. Auch die prächtigen Kostüme von Carola Vollath trugen ihren Teil zum Gelingen bei.


Musikalisch gab es hingegen Abstriche hinzunehmen. Trotz auswendigem Dirigat hatte István Dénes das Geschehen nicht immer im Griff. Oft genug entwischte ihm das Orchester, immer wieder schleppte der Chor und brauchte mehrere Takte, um sich anzupassen. Allerdings waren die großen Dimensionen ohne technische Unterstützung auch kaum ideal zu bewältigen. Das musste auch das hoch engagierte Sänger-Ensemble erleben, das es vom Regisseur nicht leicht gemacht bekam. So wäre es nicht nötig gewesen, die Sänger zum Teil mit dem Rücken zum Publikum singen zu lassen.


Besonders überzeugen konnte in diesem Umfeld die Sopranistin Vera Wenkert (Abigaille), die mit einem beachtlichen Stimmvolumen beeindruckte, ohne den klanglichen Eindruck dabei zu schmälern. Eva Maria Günschmann zeigte sich als Fenena eher sanft, Gor Arsenian gab den Ismaele mit besonderer Emotionalität und Dichte, Mikolaj Zalasinski wurde den vielseitigen Anforderungen an die Figur des Nabucco weitestgehend gerecht.


Veröffentlicht u.a. in der Frankfurter Neuen Presse

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