Lieder wie „Jessie“ oder „Picture Postcard from L.A.“ sind wohl noch in vielen Köpfen abgespeichert und auf Knopfdruck wieder abspulbar, doch damit hat es sich dann meist auch bei Joshua Kadison. Besonders erfolgreich ist er vor allem als Radioversorger, weniger als Plattenverkäufer gewesen, was zunächst mal keine Schande ist. Allerdings, so fällt nach dem dritten, spätestens vierten Stück auf, hat der Mann auch einfach nur ganz wenige musikalische Ideen. Die versetzt er mit den Standard-Floskeln der Popmusik aus Liebe, Sehnsucht, Geborgenheit und ein wenig Prinzessinnen-Romantik und schon liegt ihm sein Klientel zu Füßen. Wem's nicht gefällt, bekommt keine einzige Brücke gebaut. Der Sänger kann nur Balladen.
Joshua Kadison hat in etwa die Stimme eines jungen Elton John und hat sich das Klavierspielen vermutlich ebenso von diesem wie von Billy Joel abgeschaut. Sentimentale Melodien und Texte erschaffen eine Welt, die irgendwie fern und irgendwie nah, aber keinesfalls da ist. Da gibt’s ein Stückchen vom Vögelchen im goldenen Käfig und den Blick eines Verliebten, in dessen Augen die Angebetete immer schön sein wird. Ersteres ist ein elend oft benutztes Bild, das durch Wiederholung nicht gewinnt, letzteres eine stille Hoffnung, die wohl in den meisten Zuhörern tief schlummert und deshalb gut ansprechbar ist.
Fazit: Wem ein Bad in lauwarmem Pop-Wasser behagt, ist hier gut aufgehoben gewesen und hat einen wunderschönen Abend erlebt. Alle anderen werden in Gedanken ins Freie zu dem Gläschen im Park geflohen sein.
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