Man kann der Inszenierung sicherlich vorwerfen, kaum eigene Ideen, Themen oder besonders originelle Personenführungen untergebracht zu haben. Dennoch kommt sie alles andere als blutleer daher. Auch verharrt sie nicht in einer verstaubt-musealen Aufführungs-Ästhetik, die aus reiner Gedankenlosigkeit entstanden wäre. Im Gegenteil: Auf alt getrimmt wirkt dieses Spiel so frisch wie nur selten ein ambitioniertes Regietheater.
Das liegt vor allem an den Beteiligten auf den Brettern und im Orchestergraben. Dort ist ein vor Kraft strotzender Männerchor zu erleben und ein ausnehmend lebendig und differenziert agierenes Orchester, das unter Leitung von Gianandrea Noseda alle Facetten der atmosphärischen Bandbreite beherrscht. Hinzu kommen eine permanente Interaktion zwischen allen Beteiligten und pointierte Lichteffekte von Luca Ferioli.
Stimmlich führt Roberto Frontali (Rigoletto)das Ensemble wandlungsfähig und stimmgewaltig an. Mit klaren, souverän angesteuerten Spitzentönen erfreut Inva Mula als seine Tochter Gulda. Ansonsten ist sie als sehr kultiviert und warm timbriert zu erleben, dazu kommt immer das genau richtige Maß Sentiment. Riccardo Ferrari versieht den Räuber Sparafucile mit einem knarrig-bissigen Bass, der kurzfristig eingesprungene Salvatore Cordella gibt den Herzog souverän und mit durchaus charmantem Witz.
Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse
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