Dienstag, 14. März 2006

Pavel Haas Quartett im Frankfurter Holzhausenschlösschen

Warum es von jedem Komponisten ausgerechnet das zweite Werk dieser Gattung sein muss, bleibt das Geheimnis des Pavel Haas Quartetts. Doch die Frage wird nebensächlich in dem Augenblick, in dem die vier jungen Musiker aus Prag ihren Instrumenten diese ungeheuer intelligent und leidenschaftlich verwobene Dichte entlocken. Bedřich Smetana, Pavel Haas und Leoš Janáček stehen auf dem Programm. Klanglich aufregender und rhythmisch aufgewühlter hätte wohl keiner von ihnen interpretiert werden können. Dabei beherrschen Veronika Jaruskova, Katerina Gemrotova (Violinen), Pavel Nikl (Viola) und Peter Jarusek die zu selten gehörte Kunst der permanenten Kommunikation. Manches mal hat es gar den Anschein, als spielte ein jeder die Instrumente der drei anderen noch mit. Die Gegensätze von schroffer Klarheit und lyrischer Verspieltheit werden da nicht um ihrer selbst willen bemüht, sondern sind stets als zwingende musikalische Konsequenz zu erkennen. Exakt definierte Pointierungen offenbaren bei dem Pavel Haas Quartett einen unmissverständlichen Interpretations-Ansatz. Mit Kraft peitschen die Musiker etwa den Finalsatz von Smetanas d-Moll-Quartett voran, um sich dann bruchlos in inniger Sanftheit zu üben. Pulsierend werden die lautmalerischen Momente in dem Streichquartett „Aus dem Affengebirge“ von Pavel Haas heraus gestellt, behutsam das Moderato in den „Intimen Briefen“ von Janáček ausgehorcht. Perfekt in Intonation und Technik ist diese Direktheit des Pavel Haas Quartetts manchmal geradezu kompromittierend. Aber das kann, darf, soll und muss so sein.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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