Donnerstag, 17. Mai 2007

Vivaldi-Oper "Motezuma bei den Wiesbadener Maifestspielen

Bei den Internationalen Maifestspielen In Wiesbaden stell sich die Regie bei Vivaldis Oper „Motezuma“ ganz in den Dienst der Musik

Es hat etwas gedauert, bis die musikwissenschaftliche Sensation ihren Weg auf die Bühne gefunden hat. 2002 wurde die Oper „Motezuma“ von Antonio Vivaldi im gerade aus Kiew zurück gekehrten Archiv der Berliner Singakademie entdeckt, worauf sich zunächst ein kleingeistiger Streit um die Aufführungsrechte entspannte. Erst im Sommer vergangenen Jahres wurde das Werk von Gerichts wegen frei gegeben und beim Düsseldorfer Altstadtherbst szenisch wiederaufgeführt. Alan Curtis hat das Werk mit dem Originalklang-Ensemble „Il Complesso Barocco“ und ausgezeichneten Solisten eingespielt. Dass es gelungen ist, die komplette Besetzung zu den Maifestspielen nach Wiesbaden zu holen, ist eine weitere, wenn sicherlich auch historisch gesehen durchaus kleinere Sensation.

Die Inszenierung von Stefano Viczioli hält sich bewusst zurück. Sie stellt sich erstaunlich konservativ ganz in den Dienst der Musik. In Wiesbaden ist alles echt. Die Uniformen der spanischen Eroberer, der bunte Federschmuck der Eingeborenen, die um ihr Überleben kämpfen. Genau genommen wird hier jedoch Geschichtsverklärung betrieben. Kaiser Motezuma unterliegt spanischen Eroberer Fernando, dessen Bruder Ramiro mit Motezumas Tochter Teutile eine heimliche Liaison eingegangen ist. Am Ende darf Motezuma als Vasall des spanischen Königs Mexiko weiter regieren, unter der Bedingung dass das junge Paar heiraten kann. So glimpflich ging das seinerzeit nicht aus.

Absolut schlüssig ist das musikalische Konzept. Mary-Ellen Nesi als majestätische Kaiserin Mitrene begeistert mit sinnlich warmem Timbre, Maite Beaumont meistert brillant den Fernando Cortés zwischen Ehrenmann und machtbewusstem Eroberer. Vito Priante ist in der Titelpartie kraftstrotzend und doch immer kultiviert zu erleben. Alan Curtis leitet die Aufführung pointiert und mit klar ausgerichtetem Blick auf klangliche Effekte.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse

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