Schon zuvor hatten sich die Instrumentalisten ihren gestalterischen Spürsinn mit zwei ungewöhnlichen Werken des 20. Jahrhunderts bewiesen. Die Anfang der 1950er Jahre entstandenen „Variazioni per Orchestra“ von Luici Dallapiccola bestehen aus elf espressiven Miniaturen, die mal sanft dahingepustet wirken, mal mit allem Zorn heraus geschleudert werden. Das Orchester formulierte die Stücke immer sehr klar verständlich und vermittelte die Musik ohne Umschweife. In seiner Vielseitigkeit wirkt das Werk gleichermaßen überaus unterhaltsam, man folgt ihm ähnlich gebannt wie einer Folge akrobatischer Zirkus-Nummern – immer in der Erwartung einer neuen überraschenden Wendung, die stets auch mit planbarer Sicherheit eintritt. Das Orchester stellte sich dabei jedenfalls bereitwillig und mit seiner gesamten klanglichen Kompetenz für diese Präsentation zur Verfügung.
Luigi Nonos Hommage an den 1943 von den Nazis ermordeten kommunistischen Autoren Julius Fucik (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Blasmusik-Komponisten) aus Tschechien hingegen gerät erwartungsgemäß zerrissen und verstörend. Ein Jahr nach der Komposition im Jahr 1951 trat Nono übrigens selbst der kommunistischen Partei in Italien bei. Die bedrückende Verhör-Situation, die Nono eingefangen hat, gerät zu einer einzigen Anklage aus einzelnen, verloren wirkenden Bläser-Phrasen zu monotonen, lange liegenden Streichertönen. Dazu kommt ein kurzer Dialog, in Mainz von Gregor Trakis und Stefan Walz leider etwas schematisch vorgetragen.
Gekürzt veröffentlicht in der Allgemeinen Zeitung Mainz
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