Montag, 11. August 2008

Beim Rheingau Musik Festival gastierte der Klarinettist Martin Fröst nicht nur als Musiker

Die Frage, warum die ersten Geigen nun so zusammengequetscht am linken Rand der Bühne spielen müssen, wird rasch beantwortet. Wenn Anders Hillborg ein Solokonzert schreibt, dann hat er nicht nur Töne im Sinn. Schon gar nicht, wenn er genau weiß, für wen er komponiert. Vor genau zehn Jahren hat der schwedische Komponist sein Konzert für Klarinette und Orchester „Peacock Tales“ seinem Landsmann Martin Fröst gewidmet. Grund genug wohl, um nun beim Jubiläumskonzert im Wiesbadener Kurhaus selbst mit auf die Bühne zu kommen und sich den Applaus dafür abzuholen.

Zuvor hatte Fröst eine ungewöhnliche Vorstellung gegeben, die mal vorsichtig spähenden, mal vor Erzählungsfreude übersprudelnden Klänge mit Pantomime und Tanz verbunden. Dafür also der Platz, auf den die Geigen nun verzichten mussten. Das Stück ist streckenweise höchst virtuos und fordert vom Interpreten ein besonderes Maß an technischer Überlegenheit, zumal auch die darstellerischen Momenten viel Kraft binden. Unterhaltsam ist das Ergebnis allemal.

Die Göteborger Symphoniker hatten hier vor allem illustrierende Funktion, dafür konnten sie zuvor in „La Valse“ von Maurice Ravel und in der anschließenden „Symphonie fantastique“ op. 14a von Hector Berlioz ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Ihr junger Chefdirigent Gustavo Dudamel steigerte sich dabei rückhaltlos in die Musik hinein und übertrug seine Energie unmittelbar auf die Orchestermitglieder, die ihm voller Begeisterung folgten. Bei aller Euphorie konnte Dudamel doch immer auch durch enorme Konzentration und die Fähigkeit, jederzeit klangliche Differenzierungen heraus zu arbeiten, überzeugen.

Veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse
Foto: www.martinfrost.se

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