Als Direktor des Sinfonie-Orchesters von Dubrovnik kam Šiša vor einigen Jahren mit der „Opera Classica“ in Kontakt, die seitdem oft mit dem Orchester zusammen gearbeitet hat. Dennoch war es für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung, gemeinsam diese Uraufführung aus der Taufe zu heben. Ganze zehn Tage hatten die Musiker Zeit, sich das Stück in intensiver Probenarbeit zu erarbeiten. Der Umstand, dass nun zunächst eine halb-szenische Werkschau stattfand, ist unter anderem diesem Zeitdruck geschuldet.
Nichtsdestotrotz konnten die Premierenbesucher eine eindrucksvolle Musik erleben. Die Klangsprache von Pero Šiša ist eher dem Verismo als der Moderne verpflichtet, wobei er mit seinen Ideen mitunter sehr zeitgenössisch umgeht. Die Kombination aus einprägsamen Melodien, üppiger Orchestrierung und so mancher Dissonanz, die zur Unterstreichung der Atmospähre dient, führt zu einer ausgesprochen spannungsreichen und packenden Oper. „Sirena“ hat die Geschichte der „Kleinen Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen sowie den Undine-Mythos zum Vorbild. Die Hauptrollen sind klassisch mit Tenor und Sopran besetzt, dadurch sind starke musikalische Momente möglich.
Die Premierenbesetzung ließ in dieser Hinsicht dann auch keine Wünsche offen. Der bulgarische Tenor Boiko Zvetanov, derzeit am Opernhaus Zürich engagiert, versah die Partie mit einer ordentlichen Portion Pathos und konnte zudem mit einem sehr durchsetzungsfähigen Klang beeindrucken. In der Rolle der Sirene war Zvetelina Simeonova zu erleben, deren strahlende Stimme einen interessanten, leicht metallischen Einschlag besitzt, der ihr bei aller Jugendlichkeit eine gewisse Ernsthaftigkeit verleiht. Zudem trat Berislav Puškarić mit kraftvollem und angenehm kernigem Bass in der Rolle von Sirenes Vater auf.
Mit dem Ergebnis können Musiker und Veranstalter vollauf zufrieden sein. Im kommenden Jahr wollen sie wieder zusammen arbeiten. Dann vielleicht auf dem Dach des Turmes mit seinem stimmungsvollen Ausblick auf den Hafen und das Mittelmeer. Außerdem ist eine Produktion in Zypern geplant, verrät Michael Vaccaro schon jetzt.
Veröffentlicht im Wiesbadener Tagblatt