Sonntag, 20. April 2008

Ungewöhnliche Besetzung in Mainz: Klarinette, Geige, Klavier

Diesmal ging es bei der Matinee des Philharmonischen Staatsorchesters im Orchestersaal zu, wie bei einem Familientreffen. Soloklarinettist Ates Yilmaz outete sich als großer Bewunderer seiner früheren Konzertmeisterin Susanne Stoodt, die heute eine Professur an der Frankfurter Musikhochschule inne hat. Endlich ist es ihm gelungen, seinen Traum wahrzumachen und mit ihr ein Kammerkonzert zu spielen. Die Geigerin hatte noch ihren Gatten, den Pianisten und Dozenten am Peter-Cornelius-Konservatorium Ullrich Koneffke eingespannt und schon war das Trio komplett.

Nach einer „fröhlichen Bühnenmusik“, wie Yilmaz die Suite für Violine, Klarinette und Klavier op. 157b von Darius Milhaud bezeichnete, nahmen sich die drei Musiker einem Werk der russischen Komponistin Galina Ustwolskaja an, die vor zwei Jahren gestorben ist. Ihr Trio aus dem Jahr 1959 vermittelt in sehr reduzierter Form doch reichlich musikalischen Stoff. Oft wirken ihre Phrasen zerbrechlich und strömen dabei erstaunlicherweise eine zielstrebige Kraft aus. Dem Trio gelang es, dieses Werk sehr direkt und ausdrucksstark aufzunehmen und zu vermitteln.

„Kontraste“ hat Béla Bartók ein Stück für die gleiche Besetzung genannt und die Stimmen direkt aufeinander prallen lassen. Dem Zuhörer bieten sich argwöhnische Beobachtungs-Szenen und zaghafte Annäherung, bis aus den Fremden nach und nach Vertraute werden. Bis hin zur beschwingten Aufgeregtheit im Schluss-Satz gelingt dem Ensemble eine spannungsreiche und packende Interpretation.

Nachdem die Musiker im zweiten Satz aus dem Kammerkonzert für Klavier, Violine und 13 Bläser von Alban Berg in virtuosem Zusammenspiel klangliche Wellen im Zeitlupentempo vorgeführt hatten, gelang das „Kegelstatt-Trio“ von Wolfgang Amadeus Mozart als ein elegant schwungvolles Abschluss-Stück. Susanne Stoodt griff dabei zur Bratsche und zauberte gemeinsam mit den beiden Herren eine angenehme Luftigkeit in den Raum. Die entspannte Interpretation, aus der ein großes musikalisches Einfühlungsvermögen sprach, beendete einen kontrastreichen, gleichsam auch unterhaltsamen Vormittag.


Veröffentlicht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung

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